Ausblick Göttingen 2017

Aufgepasst! Der Saisonstart in Göttingen steht kurz bevor und es gibt einige Neuigkeiten.

Wie versprochen gibt es hier nicht nur was von meinem Training und meiner Ernährung, sondern vorallem jede Menge Infos aus der Jedermann-Szene und es wird natürlich auch vor und nach den Rennen des GCCs und anderen Veranstaltungen fleißig berichtet.

Göttingen, der erste Prüfstein für die Form, die Teams, das Material und vorallem immer wieder interessant zu sehen, was sich über den Winter in der Szene so getan hat. Weil langweilig wird es bei den Jedermännern nie.

Da wird nicht nur bei den Teams und den Fahrern fleißig rotiert, nein es kommen auch neue Teams, neue Sponsoren und neue Fahrer ins Gruppetto.

Doch wir wollen uns nicht nur die Hauptfiguren der Jedermann-Szene ansehen, sondern auch einen kleinen Ausblicke auf die Strecke geben. Wo gibt es Knackpunkte, wie lief es in den vergangenen Jahren und was bringt Göttingen sonst noch mit sich.

 

Zunächst wollen wir uns die Strecke ansehen:

 

Neue Strecke - Alte Strecke

Im letzten Jahr gab es zwei Wochen vor dem Rennen eine Streckenänderung. Das führte dazu, dass der schöne Anstieg von Hemeln (5,4 km 5%) ausgelassen wurde und stattdessen ein paar mehr kürzere Anstiege ins Rennen aufgenommen wurden. In diesem Jahr ist wieder alles beim Alten. Am Ende des Rennens stehen ca. 100km und knapp 1.200hm.

Neutralisierter Start - warum nicht auch bei anderen Rennen

In Göttingen immer besonders schön: Es gibt einen neutralisierten Start. Das bedeutet natürlich nicht, dass man die ersten Kilometer gemütlich durch Göttingen trödelt und wie man das bei den Profis oft sieht, dass sie schön mit einander quatschen. Nein neutralisiert bedeutet zwar nicht mit Vollgas los, der Kampf um die forderen Plätze beginnt aber trotzdem schon und so versucht sich jeder eine gute Ausgangsposition zu erarbeiten. Der in meinen Augen größte Vorteil ist, dass man Stürze vermeidet und alle nicht ganz so nervös losfahren, wie das bei anderen Rennen ist. Ich frage mich dann immer, warum es andere Veranstalter nicht so regeln. Für mich wäre es besonders bei meinem Heimatrennen Rund um Köln wichtig auch auf einen neutralisierten Start zu setzen. Ich hatte gedacht, dass die Veranstalter das gerade nach dem schweren Sturz im Konrad-Adenauer Tunnel im Jahr 2015, als sinnvolles Instrument nutzen, um die Gefahren bei einer Stadtdurchfahrt zu reduzieren, jedoch scheint niemand dem göttingischen Beispiel folgen zu wollen. Schade.

Das Rennen ist eröffnet

Sobald das Führungsfahrzeug das Rennen freigibt wird das Tempo gut angezogen und die Teams um Strassacker, Merkur-Druck, Leeze-Biehler-Xplova, etc. übernehmen die Fürhungsarbeit. Schnell kommt es zu ersten Ausreißversuchen, die aber oft unterbunden werden.

Der Wind ist ein ständiger Begleiter

In Göttingen spielt der Wind immer eine entscheidende Rolle. Es passiert wahnsinnig schnell, dass einige Positionen vor einem eine Lücke reißt und dann kommt man an eine Windkante und hat kaum die Möglichkeit die Lücke wieder zu zu fahren. Solche Situationen entstehen natürlich besonders, wenn vorne das Tempo verschärft wird und sich nur noch eine Linie von Fahrern bildet. Deshalb immer gut aufpassen, dass ihr nicht zu weit hinten in der Gruppe fahrt.

Die Spreu vom Weizen trennen

Das hohe Tempo zu Beginn des Rennens ist immer das klassische Aussieben. Die gut besetzen Teams, mit teilweise über 20 Fahrern im A-Block, haben genügend Kapazitäten und natürlich auch die Beine, das Rennen über mehrer Kilometer so schnell zu machen, dass viele aus der Gruppe rausfallen. Wenn man es schafft vorne dran zu bleiben, dann ist das super, denn das Verkleinern der Gruppe sorgt natürlich auch dafür, dass es weniger Stürze gibt und die Gruppe etwas ruhiger wird. Wenn man es allerdings nicht schafft dran zu bleiben, dann ist man der Macht der Sponsoren-Teams zum Opfer gefallen.

Nach der Tempoarbeit und dem ersten Aussieben wird die Geschwindkeit meistens wieder etwas reduziert. Hier kann man dann etwas durchatmen und bei Bedarf den ein oder anderen Riegel zu sich nehmen.

Durch die ersten Hügel beißen

Nach 15 Kilometern kommt dann der erste kleine Hügel und auch hier heißt es wieder dran bleiben. In Göttingen gibt es nicht so viele Möglichkeiten andere Fahrer abzuhängen, deshalb wird hier jeder Hügel genutzt um auszusortieren. Es bleibt bis Kilometer 35 ein wenig wellig, ehe es ca. 12-14 Kilometer flach an der Weser entlang geht. Hier sollten noch einmal alle Kräfte gesammelt werden, denn danach beginnt die richtig heiße Phase des Rennens.

Kletterer an der Reihe

Nach der Hälfte des Rennens geht es dann so richtig los. Aus Hemeln raus beginnt das Strava Segment "Bergzeitfahren Hemeln". Es erwarten euch die o.g. 5,4km mit einer durchschnittlichen Steigung von ca. 5%. Das bedeutet Bergkategorie 3. Es ist eigentlich eher ein Roller-Berg. Er ist nicht so steil, dass nur die 60kg - Fahrer dort oben als erste ankommen, aber die gut fünf Kilometer können nach gut der Hälfte des Rennens schon ganz schön weh tun. Im Jahr 2015 ist dort Christopher Heider, der im selben Jahr 3. der Gesamtwertung des GCCs wurde und heute A-Lizenzfahrer beim Triebwerke Team ist, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,9 km/h hochgedonnert. So wie ich das Fahrerfeld in diesem Jahr einschätze, wird es sogar noch ein bisschen schneller. Macht euch also auf etwas gefasst, wenn ihr Hemeln durchfahrt ;)

So wirklich die Beine hochlegen kann man, wenn man oben angekommen ist, nicht. Gerade bei nassem Wetter ist Konzentration gefordert. Durch Ellershausen und Imbsen geht es flach weiter, ehe es hinter Güntersen so langsam wieder bergauf geht.

Hoher Hagen all out

Der wohl bekannteste Anstieg des  Rennens ist auch gleich die letzte Möglichkeit noch einmal alles rauszuhauen, was die Beine so hergeben. Es kann aber auch durchaus vorkommen, dass die Beine dort Nichts mehr hergeben, dann wird der Anstieg zur absoluten Qual.

So richtig beginnt der Anstieg zum Hohen Hagen erst in Dransfeld, doch vorher wird es auch schon nervös im Feld. Im vergangenen Jahr gab es kurz vor Dransfeld ganz vorne im Peloton einen Sturz, bei dem einige Fahrer der Top Teams, insbesondere das Team Strassacker beteiligt waren. Dadurch spaltete sich die Spitzengruppe und neben mir mussten einige Fahrer stehen bleiben. Ich habe noch versucht die Lücke zu schließen, das hat dann aber so viel Kraft gekostet, dass ich am Hohen Hagen die Spitze verloren habe und noch nicht einmal Energie für die letzten Kilometer hatte.

Doch zurück zum Anstieg. Das Segment "Hoher Hagen" beginnt kurz hinter Dransfeld. Von dort bis zum Gipfel sind es "nur" 2,5 Kilometer mit einer Steigung von ca. 6%. Doch auch hier wird einem alles abverlangt. Es heißt noch einmal auf die Zähne beißen und alles geben, was die Beine hergeben. Das tolle am Hohen Hagen ist die Stimmung, generell gehört Göttingen wohl zu den besser besuchten Radrennen, allerdings ist die Atmosphäre am letzten Anstieg des Rennens besonders gut. Schriftzüge auf dem Asphalt, schreiendes Publikum, Musikinstrumente, usw. Da macht der Radsport besonderen Spaß.

Anspruchsvolle Abfahrt und Wind auf dem Rückweg

Oben angekommen, die Wasserstation könnt ihr euch sparen, dafür habt ihr keine Zeit, wenn ihr auf Platzierung fahrt, geht es ziemlich kurvenreich hinunter. Hier steht schonmal prophylaktisch der Krankenwagen hinter dem Strohballen in der Kurve. Ich selbst habe ich es noch nicht erlebt, aber alleine bei Youtube findet ihr zahlreiche Videos zu den Stürzen. Gerade bei Nässe solltet ihr nicht volles Risiko gehen.

Falls ihr es tatsächlich geschafft haben solltet und immer noch an der Spitzengruppe dran seit, dann seht zu, dass ihr gut im Windschatten bleibt, denn bis nach Göttingen habt ihr teilweise richtig fiesen Gegenwind. Ich mein wir heißen nicht alle Christian Müller und sind UCI Jedermann Weltmeister. Solche Typen können auch durch einen Ausreißversuch auf den letzten Kilometern das Ding gewinnen. So hat er es zumindest im vergangenen Jahr gemacht.

 

Teams und Fahrer

Christian Müller, der Vorjahressieger steht auch in diesem Jahr wieder am Start, allerdings nicht mehr im Trikot von Merkur Druck, sondern ganz ohne Team. Ich meine er wird mit Sicherheit noch sein Weltmeistertrikot tragen, allerdings kann er nicht mehr auf die Unterstützung eines Top Teams, wie Merkur-Druck bauen, zumindest nicht offiziell. Die Hintergründe, warum er das Team verlassen hat oder musste, kenne ich natürlich nicht aus erster Hand, allerdings wird man durch Instagram doch sehr schnell über mögliche Gründe aufgeklärt, die ich aber hier aus Respekt zur Privatsphäre einzelner Fahrer nicht vertiefen möchte.

Doch bleiben wir doch direkt beim Team Merkur-Druck. Die vergangene Saison wurde mit dem 3. Platz durch Christian Müller beendet und auch sonst zeigte das Team mal wieder eine bärenstarke Leistung. Mit vier Top Ten Platzierungen am Ende der Saison, wird auch dieses Jahr das Team wohl wieder zu den Stärksten gehören. Alexander Loos, der im vergangene Jahr 6. in der Gesamtwertung wurde, könnte auch als neuer Leistungsträger an der Spitze des Teams stehen. Mit Daniel Knyss ist natürlich auch immer zu rechnen. Der sicherte sich schon in Düren Merken den Sieg beim Jedermann Rennen in diesem Jahr. Wir sind gespannt wie sie den Verlust von Christian Müller kompensieren. Mit aktuell 12 gemeldeten Fahrern aus dem A-Block bilden sie auf jeden Fall ein umfangreiches Team.

Bürstner Cycling Team - Neue Struktur, alte Stärke?

Mit lediglich vier Fahrern steht das Team in diesem Jahr in Göttingen am Start. Das ganze Team wurde neu strukturiert und so fahren so starke Fahrer wie der o.g. Christopher Heider mittlerweile U23 Bundesliga. Dymo hat sich aus dem Business zurückgezogen und Triebwerk übernimmt das Hauptsponsoring des Bundesligateams. Es scheint fast so, als würde die Jedermann Szene nur noch die zweite Geige spielen, wobei die Fahrer, die für Bürstner am Start stehen, wohl mit die Besten im Fahrerfeld sind. Gerade Manuel Kirfel, der Gesamtsieger des GCCs von 2016, wird auch wieder ganz vorne dabei sein. Marek Bosniatzki, ebenfalls ehemaliger Gesamtsieger, fährt auch in diesem Jahr wieder für Bürstner und gehört immer mit zu den Top Favoriten.

Leeze-Biehler-Xplova

Paul Sicking belegte am Ende der Saison 2016 den 4. Platz in der Gesamtwertung des GCCs und das schien für die Verantwortlichen des Teams Grund genug zu sein um in diesem Jahr mit unglaublichen 22 Fahrern in Göttingen am Start zu stehen. Paul Sicking ist natürlich auch wieder dabei. Mal sehen, ob er in Göttingen direkt ein Zeichen setzen kann und aufs Podium fährt.

Team Strassacker

Fokus wieder auf dem GCC? Im vergangenen Jahr haben sich die Strassacker Jungs um mehr als nur den GCC gekümmert. Ob das in diesem Jahr wieder so sein wird kann ich nicht sagen, kann es mir aber durch aus vorstellen. Im letzten Jahr gab es viele Jedermann Veranstaltung wo das Team Strassacker am Start stand und wenn sie am Start stehen, dann ist auch immer mit ihnen zu rechnen. Joscha Weber, der noch am erfolgreichsten in der Gesamtwertung des GCCs 2016 abgeschlossen hat, steht ebenso in Göttingen am Start, wie Holger Koopmann, Nils Kessler und Christian Thomas. Nils Kessler ist im vergangenen Jahr 7. bei der Tour d' Energie geworden und wird auch in diesem Jahr ganz vorne dabei sein. Mit insgesamt 14 Fahrern bilden sie ein sehr gutes Team für den kommenden Sonntag.

Die Masse machts

Überraschender Weise sind in diesem Jahr neben Leeze auch andere Teams mit vielen Fahrern am Start. Benotti/ax-lightness bildet mit 19 Fahrern auch ein starkes Team, welches im vergangenen Jahr allerdings auch nur in Göttingen gestartet ist. Das Sebamed Racing Team, ist in diesem Jahr mit 13 Fahrern aus dem A Block am Start und wird auch mit Sicherheit vorn mitmischen. Das Team Deutsche Kinderkrebsstiftung ist auch mit einer Vielzahl an Fahrern am Start, genauso wie das Team Drinkuth. Beide scheinen sich in diesem Jahr besonders viel vorgenommen zu haben, da sie in der Vergangenheit deutlich weniger Fahrer dabei hatten. Auch das Team Rheinhessen schickt 15 Fahrer an den Start und zählt somit in diesem Jahr zu den ganz großen Teams. Das Stadtwerke Göttingen Team ist auch zahlreich vertreten, man wird gespannt sein, inwieweit sie vorne mitmischen können. Mit dem Racing Team WINAX steht auch ein absoluter Neuling in Göttingen mit acht Fahrern am Start. Mal schauen, wie sich die Neulinge schlagen. Wobei ganz so neu sind die meisten Fahrer nicht. Viele kommen aus dem Team der Freistaat, dass in diesem Jahr nicht mehr die Jedermann Szene bereichert und fahren lediglich im neuen Trikot.

Scuderia Suedstadt

Nicht zu vergessen, natürlich unser Team. Wir werden in Göttingen mit zehn Fahrern am Start stehen. Bei Führungsarbeiten werden wir allerdings wenig mitzureden haben, sondern mehr darum kämpfen vorne dabei zu bleiben. Einige unserer Fahrer sind mit Sicherheit in der Lage eine sehr gute Platzierung zu fahren, das hängt aber natürlich wieder von vielen verschiedenen Faktoren ab. Hoffen wir also das Beste.

Neben den hier genannten, gibt es natürlich noch viele weitere Teams, die sich eine sehr gute Platzierung auf die Fahne geschrieben haben. Tut mir leid, wenn ich sie jetzt hier nicht explizit erwähnt habe.

 

Göttingen - was ist besonders?

Es ist nicht nur das erste GCC Rennen im Jahr, sondern es gibt auch einige Besonderheiten bei der Tour d' Energie.

Das Wetter ist immer für eine Überraschung gut. Es kann regnen, stürmen oder schneien oder gleich alles zusammen, so wie im vergangenen Jahr. Morgens sind wir im vergangenen Jahr aufgewacht und wurden von eine weißen Schneedecke überrascht. Es gibt bessere Aussichten für ein sturzfreies Radrennen.

Die Startplatzvergabe ist in Göttingen immer etwas speziell. Im Vergleich zu beispielsweise Frankfurt Eschborn ist es so, dass man keine Referenzzeiten angeben kann und nur Zeiten aus Göttingen zählen. Starke Fahrer, die bei anderen GCC Rennen aus dem vergangenen Jahr vorne mit dabei waren und anderswo im A-Block gesetzt wären, müssen in Göttingen aus einem der hinteren Blöcke starten und haben somit keine Chance auf eine gute Platzierung. Das finde ich sehr schade. Ich frage mich nur dann immer, wie es gerade die großen Teams schaffen Fahrer in den A-Block zu bringen, ohne dass sie Erfolge in Göttingen nachweisen können...

Der neutralisierte Start ist auch etwas Besonderes und ich habe euch meine Meinung dazu schon mitgeteilt.

Tolle Stimmung am Straßenrand und landschaftlich eine sehr schöne Strecke. Das erlebt man nicht immer bei den Jedermann Rennen und Göttingen zählt wohl zu den schönsten Rennen des GCCs.

 

So ich hoffe ich konnte euch einen guten Ausblick auf das Rennen am Sonntag geben und ihr seid genauso heiß auf die Tour d' Energie wie ich!

 

Ich wünsche auf jeden Fall allen eine sturzfreie Fahrt und natürlich gute Beine.

Radsportliche Grüße

 

Healthy Roadbike