Schleck Gran Fondo - Das Rennen
Das wohl schönste Rennen der Saison
Anreise und Vorbereitung
Kurz vor unserer Abreise erreichte uns noch unser POC Set, sodass wir gut ausgestattet zum Rennen fahren konnten.
Am Freitag, den 19. Mai reisten wir von Köln nach Perl. Mit vier Scuderisti übernachteten wir im Sonnenhof 20 Kilometer vom Startort Mondorf les bains entfernt.
Der Sonnenhof begrüßte uns allerdings nicht mit Sonne sondern mit dicken, fetten Regentropfen aus den tiefschwarzen Wolken. Damit konnten wir die letzte lockere Einheit vor dem großen UCI Rennen ers einmal streichen. Anstatt dessen gab es erst einmal leckere Spinatspätzle und danach noch meine Spezialmischung aus in Milch eingeweichten Haferflocken mit Kokosmilch und zerkleinerter Banane. Ich esse das eigentlich ganz gerne, auch wenn es für viele wohl eher eine Überwindung wäre es zu essen, da es auch nicht gerade appetitlich aussieht. Diese große Schale mit dem matschigen weiß, grauen Zeug. Naja bei mir ist es mittlerweile zum Ritual geworden.
Doch statt früh ins Bett zu gehen, musste ich noch eine neue Kette und eine neue Kassette montieren. Das nahm zum Glück nicht all zu viel Zeit in Anspruch und ich finde es immer wieder schön, wenn man auf so ein glänzendes Teil schaut :)
Kurz vor dem Rennen
1.600 Teilnehmer sollten beim Schleck Gran Fondo starten. Ich ging also davon aus, dass der kleine Ort Mondorf les bains ziemlich überlaufen sein müsste und wir erst einmal mit Parkplatzsuche, Startunterlagen abholen etc. ziemlich viel Zeit benötigen. Doch es verlief alles total unkompliziert und war wirklich sehr gut organisiert. Man sah nur permanent Fränk Schleck mit Handy am Ohr in seinen Trekkingklamotten durch die Gegend laufen.
Unterlagen geholt, alles montiert und ab zur Startaufstellung.
Der erste Gran Fondo meines Lebens - Start
Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Patrick, Jan und ich standen im ersten Startblock und es wurden die Sekunden heruntergezählt ehe der Startschuss viel und die ersten 1,5 Kilometer durch Bad Mondorf neutralisiert absolviert wurden. Ich schaute mich um und sah nur noch durchtrainierte Radsportler. Im Gegensatz zu so manch Jedermann Rennen in Deutschland war hier klar, dass die meisten ziemlich ziemlich fit waren. Kaum einer hatte ein Kilo zu viel auf der Waage, eher andersrum.
Schnell wurde es ziemlich hektisch und es wurde immer wieder abgebremst, angefahren und abgebremst. Die erste Gruppe blieb bis zum zweiten Anstieg ziemlich dicht beisammen. Schon am ersten Anstieg flogen jede Menge Fahrer an mir vorbei und ich fragte mich, ob ich irgendwie auf dem falschen Terrain war. Ich bin davon ausgegangen, dass ich mit 70Kilo nicht gerade ein Schwergewicht unter den Radsportler bin, aber scheinbar drückten doch einige der Jungs ziemlich ordentlich auf die Tube.
Ich hatte mir aber schon vor dem Rennen gesagt, dass ich die 13 ausgewiesenen Anstiege, es waren allerdings tatsächlich so um die 20 Anstiege, in meinen Wattbereichen treten werde und nicht das Risiko eingehe hinten raus völlig zu platzen. Denn 162 Kilometer mit über 2.000 Höhenmetern war ich bisher in einem Rennen noch nie gefahren. So hielt ich mich an meinen Plan, wurde nach weiter hinten durchgereicht und blieb allerdings noch in der Spitzengruppe.
Zweiter Anstieg - Neue Gruppe
Am zweiten Anstieg war es dann so weit und es riss irgendwo vor mir eine Lücke. Allerdings machte ich auch keine Anstalten diese zu schließen. Wie gesagt, ich wollte mein Ding durchziehen und ruhig bleiben.
Am dritten oder vierten Anstieg, nach ca. 30 Kilometern, fuhr dann Zeljko vom Team Bäcker Schüren an mir vorbei und rief "komm Junge beiß". Ich antwortete nur, dass es ja noch weit wäre und ich es lieber locker angehen lasse. Doch er überzeugte mich die Gruppe zu halte und mit ihm weiter zu fahren.
Heterogene Gruppe - Wenig Aussicht auf Erfolg
Oben angekommen, sahen wir eine große Gruppe vor uns, es könnte die Spitzengruppe gewesen sein. Vielleicht war es aber auch schon eine große Verfolgergruppe. Nachdem keiner Anstalten machte das Tempo zu erhöhen, um wieder an die Gruppe heranzufahren, wechselten Zeljko und ich uns vorne ab und hatten die Gruppe nach eins, zwei Anstiegen auch fast erreicht. Doch irgendwann ging mir die Lust aus, gerade auf den Flachstücken das Tempo zu erhöhen. Es ist doch immer wieder schade, dass manche Fahrer die Eier hinten in der Gruppe schaukeln, während eine Handvoll Leute die Arbeit machen. Mit Sicherheit ist der ein oder andere nicht in der Lage vorne das Tempo mitzumachen, allerdings gab es einige Fahrer, auch bekannte Gesichter aus der deutschen Jedermann Szene, die am Berg immer vorne mitfahren, falls einer ausreißt und wenn es dann darum geht für die Gruppe zu arbeiten, sich dann nur hinten reinhängen. Naja das ist ja nichts Neues.
Immer wieder Ausreißversuche in traumhafter Landschaft
Bei Kilometer 100-150 gab es immer wieder kleinere Grüppchen, die versuchten der Gruppe davon zu fahren, Zeljko gehörte auch fast immer dazu, enorm was der Kerl an dem Tag geackert hat, doch die Gruppe schaffte es immer wieder alle einzufangen. Auf einer langen Abfahrt setzten dann mit mir noch zwei andere Fahrer alles drauf und dran die Ausreißer wieder einzufangen und jagten in möglichst aerodynamischer Position den Berg hinunter, bis wir wieder dran waren. In solchen Momenten, egal in welcher Position man ist, macht Radsport einfach nur einen wahnsinnigen Spaß. Es gibt viele Momente im Rennen, in denen man denkt, "Oh Gott warum tue ich mir diesen Stress an", wenn man dann aber auf einer so tollen Strecke all seine Fähigkeiten auf die Straße bringen kann und an sein Limit geht, dann weiß man wozu man sich dieser Gefahr aussetzt.
Letzter Anstieg - Die Gruppe zerfällt endgültig
Nachdem immer wieder Fahrer während des Rennens von vorne zu uns durchgereicht wurden und auch einige aus unsere Gruppe abreißen mussten, zerfiel die Gruppe am letzten Anstieg, ca. 10 Kilometer vor dem Ziel endgültig in viele Einzelteile. Vor mir setzten sich ca. 5 Fahrer um Zeljko ab und dahinter folgten wir mit einer Gruppe aus vier Leuten. Wir arbeiteten dann aber sehr gut zusammen und kamen fast wieder an die Gruppe vor uns heran. Von einer Hochebene jatden wir dann über eine längere Kopfsteinpflasterpassage in Richtung Mondorf. Es lagen nur noch zwei Kilometer vor uns und wir rotierten gut durch. So hätte es auch die restlichen 80 Kilometer zuvor laufen können...Auf dem letzten Kilometer fuhr ich dann nach vorne und drückte noch einmal voll in die Pedale, die Gruppe halbierte sich und mein Mitfahrer sprintete zum Schluss noch an mir vorbei. Ich riss die Arme in die Höhe und genoss einfach dieses tolle Erlebnis gehabt zu haben und ein echt hartes Rennen gut überstanden zu haben.
Resultat - Unbekannt
Die Zeitnahme erfolgte über einen Chip in der Startnummer. Das, was ich Göttingen noch so gelobt habe, funktionierte bei mir leider beim Gran Fondo nicht. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich habe kein Ergebnis vom Rennen. Ich kann nur mutmaßen, dass ich ca. 120. in meiner Altersklasse geworden bin und damit die besten 25% deutlich verpasst habe. In meiner Altersklasse wurden ca. 270 Fahrer gewertet und somit gehöre ich nur zu den TOP 45% meiner Altersklasse :-P
Aber wir schon erwähnt, es war ein unglaublich schönes Rennen, das gut organisiert war und das Wetter hat dann passend dazu gehalten.
Nicht ganz ungefährlich ist allerdings, dass die Strecke nicht gesperrt gewesen ist. Die entgegenkommenden Autos wurden zu Beginn noch angehalten, allerdings war das nachher nicht mehr der Fall und es wurde teilweise auch sehr rücksichtslos von den Autofahrern gefahren. Besser wäre es die Strecke zu sperren und so für mehr Sicherheit zu sorgen.
Vielen Dank an die UCI, Fränk Schleck, bei dem ich mich auch noch persönlich bedanken durfte und allen Helferinnen und Helfern, die das Ganze zu einer tollen Veranstaltung gemacht haben.
Ich werde mit Sicherheit wiederkommen, wenn es so etwas noch einmal gibt.
Radsportliche Grüße
Healthy Roadbike