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Tag 36 Punakaiki - Hokitika

Wiedersehen mit Johannes ab Greymouth - Land und Leute

 

 

Flache 83 Kilometer mit 540 Höhenmetern

 

Wenig zu berichten - dafür etwas über das Land und die Leute

Heute morgen ging es erst relativ spät auf die Strecke. Um 12 Uhr war ich mit Johannes am New World in Greymouth verabredete. Ca. 45 Kilometer, also zwei Stunden würde ich dafür brauchen und da war es ganz passend, dass ich noch ein bisschen mit einem grönladischen Radreisenden sprach. Ja ich glaube, dass man einen grönlädischen Radreisenden trifft, ist so wahrscheinlich, wie im Lotto zu gewinnen. Ich hätte lieber im Lotto gewonnen, aber nett war der Kerl trotzdem ;)

Das Stück bis Greymouth war ähnlich, wie das erste Stück bis Punakaiki gestern. Sehr sehr schöne Küstenstraße. Ab Greymouth war es aber sehr einseitig und unspektakulär und deshalb möchte ich einmal ein bisschen zu den Kiwis und Neuseeland erzählen.

Die Kiwis

Man hört eigentlich immer nur Gutes, wenn man deutsche Reisende fragt, was sie von den Neuseeländern halten. Ich möchte mich da direkt einmal anschließen und es ist toll wie offen und hilfsbereit viele Neuseeländer sind. Doch ich glaube es ist nicht so die ganze Wahrheit. Die Menschen mit denen man ins Gespräch kommt, die den Umgang mit Touristen gewöhnt sind und die offen auf einen zukommen, das macht einfach immer sehr sehr viel Spaß und Freude. Die Neuseeländer sind wahnsinnig interessiert an anderen Menschen und im Gegensatz zu viele Amerikanern wirkt das freundliche Wesen auch ehrlich und nicht oberflächlich.

Dennoch sind definitiv nicht alle Neuseeländer die freundlichsten Menschen der Welt. Ich treffe hier auch Menschen, die einen sehr rauen Umgangston haben, die sehr ungepflegt sind und nicht so super vertrauenswürdig wirken. Man fährt häufig an Grundstücken vorbei, wo jeder Deutsche sagen würde: Ok entweder hier wohnt niemand und es Haus wurde geplündert oder es sind Messis. Dann sieht man allerdings ein frisch geputztes Auto vor der Tür stehen. Auto fahren ist sowieso ein Reizthema für mich in Neuseeland. Viele viele Neuseeländer, egal ob Trucker oder auch normale PKW Fahrer, fahren viel zu schnell und viel zu nah an den Fahrradfahrern vorbei. Man wird teilweise angehupt, obwohl man schon hinter dem weißen Seitenstreifen fährt und in Deutschland kann man sich auf Landstraßen deutlich sicherer fühlen, als in vielen Regionen Neuseelands.

Ich möchte das jetzt nicht negativ klingen lassen, das ist es definitiv nicht, aber es gibt auch Ausnahmen, zu den super freundlichen Neuseeländern, von denen man immer hört. Es wäre aber auch dämlich, wenn man denkt, es gäbe ein Land wo jeder den Egoismus abgelegt hätte und das Wohl der anderen einen höheren Stellenwert, als das eiegene hat. Doch mir kommt es manchmal so vor, als würde das häufig nur kommuniziert.

Essen

In Neuseeland sind die Lebensmittel deutlich teurer. Das ist auch so etwas, was man häufig in Deutschland von Neuseelandreisenden zu hören bekommt. Das wiederum stimmt so ziemlich. Es ist nicht alles teurer, es gibt auch einige Lebensmittel, die wesentlich günstiger sind. Beispielsweise Datteln. Da kostet hier ein 500g Paket gerade mal 2 NZD, aber es gibt auch viele Lebensmittel, die im Vergleich zu Deutschland sehr viel teurer sind. Das sind insbesondere tierische Lebensmittel. Milchprodukte und Fleisch. Auch Gemüse und Obst ist hier teuer. Aber jetzt kommt ein weiteres ABER. Die Produkte sind zum Großteil regional. Es gibt Kiwis (das weiß ja jeder), Äpfel, Paprika, Blaubeeren, Zucchini, Aubergine und vieles vieles mehr, was wirklich von einem der beiden Inseln kommt. Genauso auch das Fleisch. Was nach Deutschland aus aller Welt transportiert wird, hat hier kurze Wege und gute Qualität. Es gibt hier keine mit Europa zu vergleichende industrialisierung der Lebensmittel. Viele kleine Bauernhöfe, viele Schilder an den Straßen, dass Eier, Honig o.Ä. erworben werden kann. Wenn ich also die Qualität sehe, dann sind die Lebensmittel schon wieder ihren Preis wert und wir könnten uns eine riesige Scheibe von den Neuseeländern abschneiden, zumindest was die Tierhaltung angeht. Die Umstände sind natürlich auch andere, aber für die Lebensmittelqualität beneide ich die Neuseeländer wirklich.

Tiere

Neuseeland hat sehr sehr viele verschiedene Tiere und es wimmelt nur so von komischen Vögeln. Die Vögel sind auch so ziemlich das schützenswerteste für die Neuseeländer. Man könnte schon fast sagen, dass die Vögel die indischen Kühe der Kiwis sind. Mir wurde bei meiner Reise schon oft erklärt, dass es von einigen Tieren viel zu viele gibt und dass sie deshalb zum töten verurteilt sind. Aus Scherz meinte beispielsweise der Triathlon Coach aus New Plymouth. We have a lot of pests in our country. Neben den Schafen, Kühen und Ziegen, sind das vorallem Marder, Ratten, Sandflies (meiner Meinung zumindest) und der natural bumper: Possums (Opossums). Als ich die ersten Tage über die Insel gefahren bin, da war ich entsetzt wieviele tote Tier auf der Straße lagen und ich konnte nicht genau erkenne, was es ist. Dann wurde ich auf Nachfrage aufgeklärt. Opossums wurden, wie Ratten und Marder auch von den Europäern nach Neuseeland gebracht und haben die Tierwelt ziemlich verändert. Man sieht hier viele Vögel, die entweder garnicht und nur kurze Distanzen fliegen können. Das Wappentier, der Kiwi, ist übrigens so ein Tier, das nicht fliegen kann und sehr bedroht ist. Größter feind sind o.g. Nager, die auch auf Bäume klettern und die Eier "richtiger" Vögel essen. Deshalb sind Opossums zum töten freigegeben und man sagt hier schwerzweise, dass wenn man sein Auto verkauft und man noch die Spuren eines toten Opossums erkennt, das Auto dann mehr Wert sei. Die Neuseeländer haben eine richtige Mörderkultur was diese Tiere angeht. Alles was die Vögel der Insel in Gefahr bringt darf und soll getötet werden.

Irgendwann wurden sogar Wespen mit eingeschleppt und die Neuseeländer haben es tatsächlich geschaft diese Tiere wieder los zu werden. Ich frage mich, warum wir das in Deutschland noch nicht geschafft haben. Das würde den ein oder anderen Pflaumenkuchen im Sommer genießbarer machen ;)

Sehr schön sind aber übrigens die Glow Worms, die man hier sehr oft sieht. Es gibt viele kostenlose Alternativen zu den bekannten Waitomo Caves. Heute waren Johannes und ich zum Beispiel hier in Hokitaki. Sehr beeindruckend wie viele millionen Tiere sich dort versammeln und vor sich hinglühen.

Tipps gibt es aber erst am Ende der Reise.

Morgen wird es auch wieder sportliche und gleichzeitig wohl auch abwechslungsreicher. Es geht in den Alpen.

Radsportliche Grüße

Healthy Roadbike