Tag 61 Molesworth Station - Blenheim
Krönender Abschluss der Südinsel Teil 2
Heiße, windige und extrem anstrengende 117km mit knapp 1.500 Höhenmetern.
Start in den Tag
Nach einer ziemlich kühlen Nacht, in der ich aber wunderbar eingemümmelt in meinem Schlafsack lag und nicht gefroren habe, ging es um 07 Uhr raus aus den Federn.
Frühstück, heißer Tee, Zelt einpacken und umziehen. Um 08:30 Uhr hatte ich das alles schon hinter mir und die Mountainbikerin, war schon wieder vor mir los. Doch ich würde sie wohl noch einholen dachte ich mir und spekulierte darauf, dass ich wenn dann erst ein Platten bekommen würde, wenn ich sie eingeholt hatte.
Besser Straßen und traumhafte Bedingungen
Der angekündigte Gegenwind hielt sich am Morgen noch zurück und so war es Genuss pur die ersten Kilometer bei recht warmen, aber nicht zu heißen Temperaturen bergab zu rollen, immer mit zwei Händen an den Bremsen und möglichst viel Gewichtsverlagerung nach vorne, damit der hintere Reifen nicht zu sehr belastet wurde.
Es dauerte ca. zwei Stunden, bis ich die halbe Stunde auf die Mountainbikerin wieder herausgefahren hatte, doch ich hielt oben auf dem Berg noch einmal an um Fotos zu machen, den Ausblick zu genießen und auf der Abfahrt war sie sowieso deutlich schneller als ich. Mit ihrem leicht bepackten Rad, brauchte sie keine Angst vor Bodenwellen oder Steinen zu haben. In dem Fall war das MTB die bessere Wahl, doch ich muss noch einmal sagen, dass ein Cyclocross Bike die beste Wahl für meine Reise bisher war. Eine Kombination aus Asphalt und Gravel ist nämlich für schöne Routen und eine Umrundung beider Inseln umungänglich.
Steiniger Weg bis zur Mittagspause
Ca. 115 Kilometer würde die Strecke heute werden dachte ich mir und so suchte ich mir als Pausenort das Ende des letzen Anstiegs bei Kilometer 65 heraus. Als ich mir das Höhenprofil vorher angesehen hatte, war ich der Auffassung, dass es ca. 5-6 längere Anstiege an diesem Tag geben würde und vielleicht ein paar kleine Wellen zwischendurch. Aber grundsätzlich ging es bergab. So war das dann bis zu dieser wunderschönen Abfahrt dann bei Kilometer 40 auch.
Doch dann kamen zwischen Kilometer 45 und 65 viele richtig fiese, steile und sehr schlecht zu fahrende Anstiege, die mir jegliche Energie aus meinen Beinen zogen. Ich hatte die ganze Zeit diesen letzten Anstieg für die Mittagspause im Kopf, doch ich hätte besser schon viel früher eine Pause eingelegt. Ein Mangel aus Essen, Ruhe und die Anstrengungen der letzten Tage, waren nun deutlich zu spüren und so tat jeder Kilometer mehr weh. Ich schleppte mich mit aller Mühe den Anstieg zur Mittagspause hinauf und der Gegenwind bließ mir dabei mittlerweile voll ins Gesicht.
Doch dann erreichte ich endlich die lang ersehnte Pause.
Nach dem Mittag - ist vor dem Mittag
So fühlte es zumindest an, als ich wieder aufs Fahrrad stieg. Keine neue Energie, immernoch die gleichen Schmerzen in den Beinen, dem Rücken vom ständigen aufstehen, nur der Magen war gefüllt.
Zunächst ging es ja noch bergab, aber dann ging es mehr oder weniger flach weiter. Das Tal wurde immer breiter, der Gegenwind immer stärker und es fühlte sich so an, als würde immer wieder jemand einen Anker vom Fahrrad schmeißen, wenn der Wind sich die Gepäcktaschen als optimale Windbremse aussuchte.
Ich ging mittlerweile wirklich auf dem Zahnfleisch und der letzte Anstieg, der Taylor Pass lag noch vor mir.
Die Weinfelder, durch die sich die Straße, die auf diesem Stück zum Glück asphaltiert war, schlängelte, boten leider auch keinen Windschatten und so hoffte ich, dass ich wenigstens am Taylor Pass Rückenwind haben würde.
Der letzte Pass auf der Südinsel
Der Taylor Pass, der nach Blenheim führte, raubte mir noch einmal jegliche Kraft, war aber deutlich besser zu fahren, als ich das erwartet hatte. Ein kurzes Schwätzchen zwischendurch mit einem Local, war dann auch noch drin. Er spielte gerade ein bisschen mit seinem E-MTB am Taylor Pass herum, so wie er sagte. Von spielen war bei mir schon lange kein Gefühl mehr.
Der erste Kiosk, war dann auch direkt mein erster Anlaufpunkt in Blenheim. Ein kaltes Ginger Beer. Das tat gut!
Mehr als platt bin ich am Campingplatz angekommen. Ich bin froh, dass ich morgen nur eine kurze Etappe zur Fähre vor mir habe und zur Feier des Tages war ich gerade lecker in einem Biergarten essen und ein deutsches Hefe Weizen trinken.
In dem Sinne verabschiede ich mich mit einem gesättigten Magen, toten Beinen und einem vom Gravel sehr dreckigen Fahrrad.
Radsportliche Grüße
Healthy Roadbike