Radsport, wo die Angst vor dem day zero herrscht - Cape Town Cycle Tour Teil 2

Ein Radrennen ohne Wasser und bei politischem Chaos? Detlev Brandt ist im Interview und berichtet vom besonderen Rennen am südlichsten Punkt Afrikas

Im zweiten Teil des Interviews mit Detlev, gibt er uns einen Einblick, wie das Rennen für ihn verlaufen ist und inwieweit die Wasserknappheit während des Rennens zu spüren war.

 

Detlev, wie fühlst du dich nach dem Rennen? Nenne uns mal deine ersten Gefühle, die dir gerade durch den Kopf gehen, jetzt wo du im Ziel bist?

Boah was für ein perfekter Tag und cool war es.

Wie waren die Bedingungen? Was war heute die größte Herausforderung für dich? Was war der limitierende Faktor?

Die Bedingungen waren perfekt. Die Rennstrecke ist zu 90% meine Trainingsstrecke (den ersten Abschnitt (M3)kann man an normalen Tagen nicht fahren, da Stadtautobahn, ich fahre den ersten Abschnitt parallel auf der M4) und die Trainingsrunde bin ich in diesem Jahr 5 mal und im letzten Jahr über 20 mal gefahren und noch nie waren die Bedingungen so gut wie am Renntag.

Die größte Herausforderung für mich war, 2 Tage vor dem Rennen habe ich mir an meinem Rennrad das Schaltauge abgerissen und die Schaltung zerstört. Der Radladen meines Vertrauens und ich haben noch versucht über Expressversand an Ersatzteile zu kommen, was aber nicht mehr gelang. Da in der Gegend just wegen der Events auch keine Rennräder zu leihen gab, haben mir die Jungs von „Revolution Cycles“ ein MTB maßgeschneidert. Schmale Rennradreifen aufgezogen, die Maße wie bei meinem Rennrad eingestellt und die Bremshebel umgetauscht (die Bremsen sind in England und RSA genau andersherum montiert). Außer das man auf so einem Ding wie auf dem Thron sitzt hat alles bestens gepasst. Weder Hintern noch Rücken oder Schultern haben aufgrund der ungewohnten Position gelitten.

Hast du während des Rennens den akuten Trinkwassermangel in irgendeiner Weise gemerkt?

Es gab auf der Strecke, ich weiß nicht wieviel Verpflegungsstation (mehr als 10) mit mehr als ausreichend Wasser, Cola und Powerrade. Was fehlte war feste Nahrung. An der ersten Verpflegungsstelle gab es noch Schokoriegel und Kekse, bei den folgenden Stellen nicht mehr. Nicht weil es schon aufgebraucht war, es war einfach nicht vorgesehen. 

Das könnte man dann an den vielen Athleten sehen, die im zweiten Streckenabschnitt mit Krämpfen zu kämpfen hatten. Dafür gab es an allen Verpflegungsstellen genug Massagemöglichkeiten.

Denkst du es ist sinnvoll solche Veranstaltungen bei einer Wasserknappheit in dem Ausmaß durchzuführen?

Für das Rennen hier kann ich es nur bejahen. Die Wasserknappheit ist hausgemacht und mit viel Politik verbunden. Das Rennen hier ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor und es wird sehr viel Geld für caritative Zwecke generiert. Die Veranstalter haben ja das Rennen unter dem Motto veranstaltet, das kein zusätzliches Wasser aus der Trinkwasserversorgung entnommen wird. Es wurde versucht den Verbrauch weitestgehend zu verhindern. Also Trockentoiletten, Salzwassernutzung wo möglich usw. Das was verbraucht wurde, wurde im Vorfeld demonstrativ von CocaCola gesponsert und per Tanklaster nach Kapstadt gebracht und ins öffentliche Netz eingespeist.

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Dir noch ein tolle Zeit in Südafrika.

Radsportliche Grüße

Healthy Roadbike