Rund um Köln 2017 - Das Heimatrennen

Kölle du bes e Jeföhl - Schmerzen, Schweiß und jede Menge Spaß mit der Scuderia

Ich muss mich kurz vorab dafür entschuldigen, dass es keinen Vorbericht zum Rennen gab. Ich wurde schon darauf hingewiesen, habe es aber leider zeitlich nicht geschafft. Ich gelobe Besserung ;)

Das Heimatrennen - Ein einmaliges Gefühl

Wer kennt es nicht, ein Radrennen in der Stadt, in der man lebt, das Durchfahren, der Region, in der man aufgewachsen ist, in der man seine ersten Kilometer auf dem Rennrad verbracht hat. Die Anstiege, die man schon fast blind hochfahren kann. Familienmitglieder, Freunde und Arbeitskollegen stehen am Rand und feuern einen an - die Erwartung all diesen Menschen zu zeigen, dass sich das Training und die vielen Stunden auf dem Rad ausgezahlt haben.

Zeigen, dass man ganz vorne mit dabei ist, wenn der erste die Ziellinie erreicht und man danach nicht nur seine eigene, sondern auch die Leistung des ganzen Teams feiern kann. Das sind die Dinge, die einem durch den Kopf gehen, wenn man am Start eines solchen Rennens steht, wie es am vergangenen Sonntag in Köln der Fall war. Was am Ende dabei raus kommt, steht wieder auf einem anderen Blatt, aber gerade dieses Gefühl, das macht das Heimatrennen doch so besonders - besonders schön!

Wenn man dann noch das Glück hat in einem so unglaublich tollen Radsport Verein Mitglied zu sein, in dem jeder, aber auch wirklich jeder ein Teil des Ganzen ist, es keine begrenzte Mitgliederzahl gibt, keine Leistungsanforderungen, keine Veranstaltungspflichten und der "Jedermann" tatsächlich gelebt wird, dann kann es doch nichts schöneres geben, als mit seinen Freunden ein so anspruchsvolles, aber auch traumhaft schönes Rennen zu bestreiten und danach über das Erlebte zu philosophieren.

Der Start - Vorne ohne Sturz

Um 08:30 Uhr, also ziemlich genau eine Stunde vor dem Start des Rennens stand ich im Startblock und diesmal wirklich in der zweiten Reihe, also ganz vorne. Scuderist Jonas sagte zu meinem Plan schon um 08:30 Uhr im Block zu stehen: "ne stunde da rumstehen ist ja tatsächlich sehr banane aber wohl iwie unausweichlich denk ich." Das traf es ganz gut und so bin ich sehr froh, dass ich das gemacht habe!

Die Zeit im Block ging bei den Temperaturen auch sehr schnell vorbei und so stieg langsam meine Nervosität. 09:30 Uhr ertönte der Startschuss aus der Pistole der Rennleitung. Ich legte direkt alles in die Pedale und fuhr nach ganz vorne. In einen Sturz im Rheinufertunnel, wie ich ihn aus den letzten Jahren schon kannte, wollte ich mit der Flucht nach vorne vermeiden. Das funktionierte auch wunderbar, sodass ich sogar kurz die Führung der Gruppe übernahm, ehe es auf die Mülheimer Brücke ging, auf der es auch gerne mal eng wird.

Danach verpasste ich es leider etwas meine gute Position zu halten und wurde etwas nach hinten durchgespült. Hier sehe ich auf jeden Fall noch Verbesserungspotential, da nicht nur weiter hinten das Risiko steigt in einen Sturz verwickelt zu sein, sondern auch das Risiko die Gruppe am Berg zu verpassen.

Sturzfrei durch die Stadt - Volldampf am ersten Anstieg

Kein lautes Knallen der Carbonfasern auf dem Asphalt, keine lauten Schreie, die einem wie eine Sirene durchs Ohr fliegen. Es blieb auf den ersten Kilometern erstaunlich ruhig im Peloton. Somit konnte die vermeidliche Gefahrenzone gut überwunden werden und es ging in das schöne Bergische Land.

Oberkiersbach, der erste Anstieg bei Rund um Köln, hat es auch direkt in sich. 2,2km mit 5% im Schnitt hört sich nicht so wahnsinnig hart an, allerdings ist der Berg sehr unrhythmisch und wurde mit 26-27km/h im Schnitt gefahren. Was bei mir ca. 360 Watt bedeutet. Das sind ungefähr 30 Watt über der Schwelle, da wird es schonmal ziemlich dünn mit der Luft. Zumal ich nicht ganz vorne in den ersten Anstieg ging, befürchtete ich die Gruppe oben zu verpassen. Zum Glück war dies nicht der Fall und so konnte ich oben wieder ein bisschen verschnaufen.

Grauen vor dem nächsten Anstieg - Sand - zum Glück nicht im Getriebe

Zwischen Oberkiersbach und der Bergwertung in Sand wäre es klug gewesen wieder ein paar Positionen gut zu machen. Das tat ich zu Beginn auch, mir fehlte allerdings die letzte Konsequenz in meiner Aktion. So musste ich auf der schnellen Abfahrt in Richtung Sand um meine Position kämpfen und ging ziemlich in der Mitte des Feldes in den 7% steilen Anstieg. Ich hatte vorher schon befürchtet, dass es sehr schnell werden würde, das war diesmal aber weniger das Problem. Es wurde sehr eng und so gab es kaum eine Möglichkeit ein paar Plätze gut zu machen. So etwas führt dann dazu, dass man auf der folgenden Abfahrt wieder Lücken schließen muss und weitere Körner verliert.

Der bekannteste Anstieg von RuK - Schloss Bensberg

Gemeinsam mit der Spitzengruppe ging es dann hoch zum Schloss Bensberg. Mit dabei 100 Meter Kopfsteinpflaster bei 6% Steigung. Jeah da freut man sich ;) Doch auch hier war weniger die Anstrengung das Problem, als die Fahrer, die vor mir fuhren. Diesmal führte das zu einer schon größeren Lücke und es hieß wieder ranfahren. Zum Glück bildete sich eine große Gruppe, sodass wir einige Kilometer später wieder an der Spitzengruppe waren.

Der Liebelingsanstieg wird mir zum Verhängnis

Ca. 1,5 Wochen vor RuK fuhr ich mit Scuderist Daniel die Strecke ab, damit auch er gut darauf vorbereitet war. Ich erzählte ihm, dass ich den Anstieg von Hoffnungsthal mit seinen Serpentinen und dem kleinen Wäldchen besonders gerne fahre. Das steile Stück mit 10% auf 700 Metern fühlte sich auch noch ganz gut an. Doch dadurch, dass ich schon auf den ersten Kilometern des Rennens eine meiner Flaschen verloren hatte, war ich nun leer und brauchte dringend etwas zu trinken. Doch ich wollte nicht mehr bis zur Verpflegung warten, da im letzten Jahr alle Helfer geschlafen hatten und als Simon von Velophil neben mir auftauchte fragte ich ihn nach Wasser (danke dafür:)). Ich achtete auf dem Flachstück nach dem Anstieg garnicht genau darauf was vor mir geschah. Dann wollte ich doch noch die Möglichkeit der Verpflegung nutzen und schnappte mir eine Wasserflasche. Der Service war diesmal deutlich fitter und es klappte super. Leider Gottes tat sich im Zuge dessen eine Lücke vor mir auf und meine Bemühungen diese wieder zu schließen scheiterten. Scuderist Christian, der vor mir eine Flasche entgegennahm hatte noch mehr Körner und schaffte den Sprung wieder in die Spitzengruppe. Ich versuchte garnicht lange mit meinen zwei, drei Begleitern wieder an die Gruppe ranzufahren, da es aussichtslos war. Keiner von uns hatte ausreichend Power und so "warteten" wir auf dem Flachstück in Richtung Overath auf die nächste Gruppe, die auch kurze Zeit später kam. Wenn ich mir die Szene auf dem Video anschaue, dann könnte ich mir schon wieder in den A. beißen. Aber so etwas macht auch einen guten Radsportler aus.

Zweite Gruppe - Ruhigeres Tempo

In der folgenden Gruppe mit ca. 20 Mann war es deutlich ruhiger am Berg und so konnte ich am Ferrenberg, der wohl mit seinen 1,5 km und 8% Steigung im Schnitt wohl der anspruchsvollste Anstieg auf der langen Runde ist, wieder neues Wasser von meiner Family entgegennehmen, die an diesem Tag einen tollen Job machte und von weiteren Scuderisti-Anhängen unterstützt wurde. Vielen Dank dafür!

Von da an ging es bis Spitze über Bärbroich relativ ruhig weiter und erst als wir auf die Verfolgergruppe der kurzen Runde stießen wurde es wieder etwas voll und eng.

Zurück in Köln - Doch noch ein Sturz

In der ca. 50 Mann starken Gruppe konnte ich gut mitrollen und versuchte auch hier durch meine Position im Feld Stürzen zu entgehen. Das funktionierte auch recht gut und so knallte es zwar links neben mir, als wir einen Tunnel durchquerten, allerdings konnte ich rechtzeitig ausweichen. In dem Zuge eine gute Besserung an den Fahrer des Teams Deutsche Kinderkrebs-Stiftung.

Auf den letzten Metern machte ich auf der Zielgeraden noch einmal ein paar Plätze gut und landete im Endeffekt als 77. im Ziel. Mein Ziel mit der Spitzengruppe anzukommen verpasste ich somit um 7 Minuten. In diesem Jahr lief es zwar deutlich besser als im vergangenen Jahr, nichtdestotrotz werde ich im nächsten Jahr versuchen meine Platzierung zu verbessern um bei meinem Heimatrennen einmal ganz vorne dabei zu sein.

Im Anschluss an das Rennen wurde ordentlich gefeiert, denn einige Scuderist waren deutlich erfolgreicher und so konnte Kathrin das Rennen unter den Damen für sich entscheiden und auch Cora gewann ihre Altersklasse. Einen riesigen Respekt an die beiden und an alle Scuderisti, die so hart für diesen Tag trainiert haben.

Ich hatte viel Spaß mit den Jungs und Mädels und freue mich jetzt schon auf das kommende Jahr.

 

Einen Zusammenschnitt des Rennens mit allen Anstiegen findet ihr hier:

 

Radsportliche Grüße

Healthy Roadbike