Kurzurlaub Vogesen

Training fernab der Straße - der Crosser stößt an seine Grenzen

Blick ins Tal - Trotzdem erst einmal klettern

Auf 950 Metern lag unsere kleine Hütte, die wir nach 5 Stunden Fahrtzeit von Köln nach La Bresse in den Vogesen erreichten. Wir, Nico und ich, hatten den Vorteil, dass die meisten Mitbürger den Weg zur Nord- oder Ostsee suchten und wir somit gut durchkamen. Nur die letzten Meter waren etwas beschwerlich. Wir fanden nämlich die Hütte nicht.

Es war mittlerweile dunkel geworden und wir konnten keine Hausnummern erkennen bzw. die Hütte, die sich hinter eine Hecke auf einem Hügel versteckte, war im Dunkeln kaum zu sehen. Schlussendlich fanden wir dann doch das selbstgemalte Schild auf dem die 48 geschrieben stand, dass den Weg zur Hütte zeigte.

Dort angekommen, wurden erst einmal die Räder ausgeladen und für den nächsten Tag fahrbereit gemacht. Nico hatte sein All Mountain dabei und ich meinen Crosser. Ich war schon gespannt, was mein neues 11-34 Kettenblatt wohl so bringen würde und ob ich die Berge damit hochkommen würde. So viel kann ich jetzt schon verraten. Dies war wohl eine der besten Entscheidungen des Urlaubs ;)

Erster Tag - 40km 1.000hm

Am ersten Tag wählten wir bewusst eine kurze Route, die nicht ganz so viel Höhenmeter mit sich brachte. Nach einem Low Carb Frühstück mit viel Joghurt, Quark und Obst, starteten wir mit frischen Beinen die Tour. Man möchte meinen, dass wenn man auf 950 Metern wohnt und quasi das letzte Haus am Berg ist, man nicht mehr so viel Anstieg vor sich hat, ehe man auf dem Berg ist. Falsch gedacht. Es ging, ohne sich warm zu fahren, direkt auf die erste Steigung. Zunächst noch über Asphalt, dann über einen Feldweg und dann ging es auch ziemlich schnell zu Fuß weiter.

Große lockere Steine und Geröll gepaart mit einer Steigung jenseits von 15% sorgten dafür, dass wir beide absteigen mussten. Da hilft auch nach hinten lehnen nichts, wenn die Reifen durchdrehen und man nicht vorwärts kommt. Zum Glück waren es nur wenige Meter, ehe es im Wald dann wieder etwas flacher und besser zu fahren war.

Es ging durch Wälder und über Wiesen und wir genossen das herrliche Wetter bei einer angenehmen Fahrt.

Die Vogesen zeigten sich von ihrer schönsten Seite!

 

Zweiter Tag - Chaos mit Spaß

Am Folgetag sollte es dann ein bisschen länger und ein bisschen mehr Höhenmeter geben. 50 Kilometer bei 1.500 Höhenmetern und mit Zwischenstopp am Gerdsee.

Es begann gut, wir fanden einen Anstieg, den wir besser fahren konnten und mussten somit nicht schon auf den ersten Metern schieben. Doch leider änderte sich das ziemlich schnell. Meine geplante Route bot einige Wege, die nicht mehr zu befahren waren. So ging es durch tiefe Fahrrillen von schweren Forstmaschinen, die ihr tiefes Profil in den matschigen Erdboden gerammt hatten. Hier war sowohl für das All Mountain von Nico und besonders für meinen Crosser kein Fortkommen. Das ging so weit, dass wir plötzlich einfach am Ende eines Waldweges standen und ein Hang vor uns zu sehen war, den wir mit Rad über Äste, Stein und Laub hochwanderten. In einer Hand das Fahrrad, dass wenn wir es losgelassen hätten mehrere hundert Meter den Hang hinunter gerutscht wäre und mit der anderen Hand am Waldboden um eine Möglichkeit zu finden, sich hochzuziehen. Dieser Tag war definitiv weniger anstrengend für die Muskulatur, die man beim Radsport benötigt, als für andere Muskeln im Körper. Gekrönt wurde das Ganze durch einen Bachlauf, den wir hochwanderten um wieder auf einen vernünftigen Waldweg zu kommen.

Die letzten Kilometer der Strecke waren dann zum Glück deutlich besser zu fahren und es ging über sehr schöne Wege durch die Wälder der Vogesen. Das hatten wir uns aber auch nach der Quälerei zu Beginn verdient.

Dritter Tag - Crosser auf Enduro Wegen

Am dritten Tag sollte es besser laufen, als am Tag zuvor. Weniger schieben und dafür mehr fahren. Doch leider ging der Plan bis zur Mittagspause nicht auf. Die gewählte Route, die ich als Aktivität bei Strava gefunden hatte, das hatte am ersten Tag deutlich besser funktioniert, stellte sich als weitere Kletterpartie heraus.

Kurz hinter La Bresse, landeten wir auf einer tollen Enduro Abfahrt. "Abfahrt" wohl gemerkt. Hochfahren war unmöglich und so schoben wir wieder den Berg hinauf, während uns immer wieder clevere Radfahrer entgegenkamen, die sichtlich ihren Spaß hatten.

Oben angekommen wurden wir dann allerdings durch eine sehr sehr schöne und lange Abfahrt belohnt, die sowohl für das MTB, als auch für den Crosser gut zu fahren war und seine Herausforderungen, gerade für mich, mit sich brachte.

Im Tal entdeckten wir dann einen riesigen Funpark. Dort ließen sich die Enduro Spezialisten vom Sessellift, der sonst von den Skifahrern genutzt wurde, den Berg hinauf bringen und sie schossen dann über diverse Hindernisse und Sprungschanzen wieder zurück ins Dorf. Sehr beeindruckend.

Für uns ging es dann weiter in Richtung Lac de Longemer. Dort hatten wir eine Mittagspause geplant. Doch zunächst mussten wir noch ein paar Kilometer machen. Der gewählte Weg war jedoch leider ein Wanderweg, der selbst für Wanderer sehr anspruchsvoll ist. Teilweise mit dem MTB und kaum für den Crosser zu fahren. Auf einem 50cm breiten Pfad ging es über mehrere Kilometer den Berg hinunter und rechts vom Weg wollte man nicht freiwillig den Abflug machen. So hieß es hier teilweise tragen. Ich holte mir natürlich bei dem ganzen Wandern eine Blase am Fuß, weil MTB Schuhe sind nun mal keine Wanderschuhe...

Nach einer sehr entspannten Mittagspause am See, fuhren wir dann langsam wieder in Richtung La Bresse. Der Weg war diesmal deutlich besser und wir hatten richtig viel Spaß bei diversen Abfahrten, aber auch knackigen Anstiegen. Auf der letzten Abfahrt hieß es dann zweimal flicken, da der Crosser dann doch an seine Grenzen kam und dicke, kantige Steine für Durchschläge sorgten.

Am Ende der Tour mit 40 Kilometern und 1.500 Höhenmetern blieben mir noch ein paar Körner, sodass ich noch einmal hinunter ins Dorf nach La Bresse fuhr um postwendend wieder hoch zu strampeln.

So konnte ich auch nochmal richtig belasten und hatte auf dem sich vor Hitze lösenden Asphalt meinen Spaß.

Fazit

Die Vogesen sind eine absolute Reiseempfehlung. Auch wenn wir etwas Pech mit den Routen hatten, kann man mit jeder Art des Fahrrads hier seinen Spaß haben.

Es gibt sogar sehr viele ausgeschilderte Radwege, die wir wohl auch besser mal genutzt hätten. Doch nicht nur im Wald, sondern auch die vielen kleinen asphaltieren Straßen bieten auch Rennradfahrern viele Möglichkeiten. Man sollte allerdings kein Klettermuffel sein, denn Höhenmeter sammelt man hier jede Menge.

Das traumhafte Wetter hat dem Ganzen natürlich noch das i Tüpfelchen gegeben.