Trainingslager auf Mallorca

Wer viel Zeit und Geld in den Radsport investiert und die Möglichkeit hat sich im Winter/Frühjahr auf die Saison vorzubereiten, der kommt an Mallorca wohl nicht vorbei, zumindest gedanklich nicht.
Mallorca ist die beliebteste Radsportinsel in ganz Europa und über die Wintermonate sind mehr Radsportler, als Autofahrer auf der Insel.
Doch ist die Beliebtheit berechtigt? Was macht Mallorca so beliebt? Welche Möglichkeiten hat man? Und wenn man sich dazu entschlossen hat auf Mallorca zu trainieren, wo und wie macht man das am besten?
Ich möchte mit euch gerne meine Erfahrungen zu Mallorca mit dem Rennrad teilen und euch den ein oder anderen Tipp geben, wenn ihr euch entschließt oder das schon getan habt, die Insel für ein Training zu nutzen.

 

Mallorca ist eine absolute Radsportinsel, das kann ich nur bestätigen. Gerade in den Monaten Januar bis April/Mai bereiten sich sowohl Hobbyradsportler, als auch Profi-Teams auf Mallorca auf die Saison vor. Die Monate November/Dezember werden aber auch schon immer beliebter. Mittlerweile haben ambitionierte Hobbysportler und Profisportler kaum noch eine Saisonpause und suchen warme und trockene Gegenden wo sie ihr Training durchziehen können.

Doch auf eine lange Saison vorbereiten, das kann man auch woanders. Gerade die kanarischen Inseln versprechen noch besseres Wetter als Mallorca. Doch Mallorca ist und bleibt das Mekka des Radsports und das zu Recht.

Die Beliebtheit der Balearen Insel ist also völlig berechtigt. Wer sich gut auf die Saison vorbereiten möchte und alle Trainingseinheiten ausreizen will, der findet hier alle Gegebenheiten auf einer überschaubaren Fläche.

 

Quelle (http://www.mallorcasun.net/images/mallorcakartegross.jpg)

 

Geographische Gegebenheiten:

Im mittleren Westen der Insel liegt die Hauptstadt Mallorcas, Palma de Mallorca. Hier und in Richtung Süden der Insel findet man insbesondere flache Strecken. Das eignet sich perfekt für die ersten Grundlageneinheiten im GA1 – Bereich (Trainingsbereiche findet ihr hier). In diesem flachen Terrain gibt es mit dem Puig de Randa und dem Puig de Sant Salvador zwei gute Möglichkeiten, wenn man das möchte, zwei Anstiege zu fahren, die gerade auf Grund ihrer gleichmäßigen Steigung, gut für Intervalle geeignet sind. Wer lieber nur flach fährt, der hält sich möglichst im Süden auf und meidet die nördlichen und westlichen Regionen. Hier trifft man nämlich auf ein Gebirge mit jeder Menge Anstiegen. Mit dem Puig Major, einem knapp 1.500m hohem Berg trefft ihr auf das Dach von Mallorca. Bis nach ganz oben geht es mit dem Renner natürlich nicht, allerdings habt ihr von der Aussichtsplattform direkt vor dem Tunnel einen atemberaubenden Blick in die naheliegenden Dörfer. Der Anstieg von Fornalutx zählt zu meinen absoluten Highlights auf der Insel (Routen Mallorca).

Die vielen Möglichkeiten, die man mit einem sehr abwechslungsreichen Gebirge und einem großen flachen Terrain hat, bieten nur wenige Inseln in Europa, die ein ähnliches Klima vorweisen können.

Kultur

Kulturell hat Mallorca auch jede Menge zu bieten. Wer schon einmal als nicht Radsportler im Sommer auf der Insel gewesen ist, der weiß, dass zahlreiche Wochenmärkte, kulturelle Veranstaltungen und das historische Palma, seinen Besuchern einiges zu bieten hat. Schöne Cafés und gute Restaurants bieten auch dem Radsportler während seiner Trainingspausen gute Möglichkeiten sich auch qualitativ hochwertig zu ernähren (Ernährung im Radsport).

Eines meiner Lieblingscafés liegt in Orient. Hier sitzt ihr auf der Terrasse des Cafés in der Sonne und genießt nach dem nicht ganz einfachen Anstieg von Bunyola ein kühles Getränk oder einen Kaffee.

Anreise/Unterkunft/Bike

Für viele gibt es als Rennradfahrer eigentlich nur zwei Orte zur Auswahl, wenn es um die Suche nach einer geeigneten Unterkunft geht.

Palma/Platja de Palma und die Region um Alcudia.

Palma liegt wie gesagt im mittleren Westen der Insel und die Auswahl an Hotels ist hier wohl so groß, wie nirgendwo anders auf der Insel. Die Hotels haben sich auf den Radsport eingestellt und viele bieten sowohl abschließbare Räumlichkeiten, als auch einen Bike Service an.

Doch hier tun sich Alcudia und Palma nicht wirklich viel. Beide Orte sind bestens auf die zahlungsfreudigen Touristen vorbereitet.

Alcudia liegt ganz im Norden der Insel und bieten ähnlich wie Palma sowohl Ausfahrtmöglichkeiten in das Gebirge, als auch ins Flachland. Alcudia selbst ist ein sehr hübsches Städtchen auf einem kleinen Hügel. Die Stadtmauern sind noch erhalten geblieben und wenn man Zeit und Lust hat, kann man auf diesen fast einmal komplett um die Stadt laufen.

Beide Orte haben ihre Vorteile und so hat mit Sicherheit auch jeder seine eigene Meinung dazu. Dennoch bin ich der Auffassung, dass Palma/Platja de Palma mehr Möglichkeiten bietet als Alcudia. Gerade an den sogenannten Restdays hat man die Chance nach Palma Stadt zu rollen und hier ein bisschen was von der mallorquinischen Kultur zu sehen. Der Bosc de Bellver, ein Hügel westlich von Palma Stadt bietet dazu noch einen tollen Ausblick über die Stadt und aufs Meer.

Ein aber auch nicht zu vernachlässigender Aspekt ist für mich die Erreichbarkeit von Palma/Platja de Palma im Vergleich zu Alcudia. Gerade mit dem Fahrradkoffer, wenn man sein Rad mitbringt, ist es praktisch nicht ewig mit Bus oder Taxi unterwegs zu sein. So ist man innerhalb von 10-15 Minuten vom Flughafen am Hotel.

 

Da fällt mir natürlich gerade noch das Thema Bike ein. Ihr habt auf Mallorca fast an jeder Ecke die Möglichkeit ein Rad zu mieten. Ihr findet so ziemlich jede Ausführung eines Rennrads bzw. verschiedenste Ausstattungsvarianten. Für eine Woche bezahlt ihr für ein Mittelklasse Carbonrad ca. 140 €.

Wer lieber sein eigenes Fahrrad mitbringen möchte, der sollte sich vorher einen gute Radkoffer leihen oder kaufen. Ein Neukauf ist meines Erachtens völlig unnötig, es sein den ihr habt Geld zu viel. Bei Ebay Kleinanzeigen oder ähnlichen Anbietern gibt es immer wieder Angebote für gebrauchte Produkte. Ich selbst habe meinen B&W Koffer einem Bekannten für 50 € abgekauft. Neu kosten die Hartschalenkoffer häufig mehrere hundert Euro. Also am besten das ganze Jahr die Augen offen halten und die Ohren spitzen, dann kommt ihr bestimmt günstig weg.

Einen weiteren Tipp habe ich auch noch für euch. Wer plant des Öfteren mit dem Fahrrad zu fliegen und einen Radkoffer besitzt, der kann mit Hilfe der Eurowings Kreditkarte seinen Renner kostenlos mitnehmen. Ich mache nur ungern Werbung für einen Anbieter, aber ich mache das jetzt schon einige Jahre und bin froh, dass ich mir damals eine solche Kreditkarte besorgt habe. Das erste Jahr ist die Kreditkarte kostenlos. Die Folgejahre bezahlt ihr einen Jahresbeitrag von 20 € und 6 € Kontoführungsgebühr. Ihr seid dadurch natürlich etwas eingeschränkt und es nützt euch nur, wenn ihr auch mit Eurowings fliegt und eure Flüge über die Kreditkarte bucht. Wenn ihr allerdings einmal im Jahr in den Radsporturlaub fahrt, dann rechnet sich das schon. Ihr bezahlt, je nach Anbieter, 50€ pro Strecke für euer Rad.

Dos und Dont’s

Auf Mallorca gibt es so viel zu entdecken, dass es mir wirklich schwer fällt eine Top 10 der Radsehenswürdigkeiten auszusuchen. Hier werden die Meinungen wahrscheinlich auch weit auseinander gehen und nach meiner nächsten Reise werde ich evtl. die Reihenfolge abändern, aber aktuell ist sie wie folgt:

Meine Top 10 der Dos auf Mallorca

Platz 10 Llucmajor Marktplatz

Llucmajor ist ein ziemlich unscheinbarer Ort mitten auf Mallorca. Wenn man die „Umgehungsstraßen“ nutzt, dann sieht es sogar sehr hässlich aus. Aaaaaber das Zentrum von Llucmajor hat viele super schmale Sträßchen und im Zentrum befindet sich ein doch verhältnismäßig großer Marktplatz. Hier reihen sich einige Bars und Restaurants aneinander. Ich finde es gerade im Sommer sehr schön hier und gerne empfehle ich euch eine sehr gute Tapas Bar, wenn ihr Interesse habt.

Platz 9 Puig de Sant Salvador

Der Puig de Sant Salvador ist mit seinem etwas knackigem Anstieg (ca. 7%) schon eine kleine Herausforderung für den ein oder anderen Radsportler. Dennoch lohnt es sich auf die Zähne zu beißen und sich die Serpentinen hinauf zu schlängeln. Oben erwartet einen dann die Ruine von Sant Salvador und ein toller Ausblick über die Insel.

Platz 8 Puig de Randa

Ein kleines Video zur Abfahrt vom Puig de Randa ;)

https://youtu.be/vZkK-n0OuJI

 

Der Puig de Randa ist ein absoluter Trainingsberg. Mit einem Anstieg von ca. 5km und einer durchschnittlichen Steigung von 5% zählt er mit Sicherheit nicht zu den größten Herausforderungen auf Mallorca, aber durch das flache Umland bietet er einen tollen Blick über die ganze Insel.

Oben eine Pause gönnen, die Aussicht genießen und Kleingeld für einen nicht ganz günstigen Kaffee einpacken.

Kleiner Tipp: Wer in den Sommer Monaten dort ist, der kann in das am Fuße des Bergs gelegene Hotel Es Reco de Randa einkehren und sogar die Füße in den Pool stecken.

Platz 7 Banyalbufar

Mein absoluter Lieblingsküstenort im Gebirge der Insel. Kurz halten, ein kühles Getränk zu sich nehmen und die Aussicht auf das mehr und die wahnsinnige Bauweise der Mallorquiner genießen. Doch nicht nur der Ort selbst ist wunderschön, sondern auch die Anfahrt dort hin. Die Nord/West Küste Mallorcas kann manchmal tückisch sein und der Wind steht einem genau ins Gesicht, bei gutem Wetter allerdings ein absolutes Highlight. Je früher man im Jahr unterwegs ist, desto weniger Verkehr herrscht auf der im Sommer so beliebten Küstenstraße.

Platz 6 Cap Formentor

Das Cap Formentor ist der wohl beliebteste Aussichtspunkt für Touristen auf Mallorca. Im Sommer schlängeln sich hunderte Fahrzeuge die Inselzunge entlang bis, sie dann das Ende der Insel erreicht haben. Im Winter ist das zum Glück nicht ganz so schlimm, aber auch viele Radsportler wollen einmal dort gewesen sein. Ein riesen Pluspunkt ist die abwechslungsreiche Fahrt dorthin. Denn es geht nicht nur bergauf, sondern auch zwischendurch wieder bergab. Der Wald bietet außerdem noch ein wenig Abwechslung für das Auge und das Temperaturempfinden. Das Problem ist allerdings, dass nur ein Weg dorthin führt und auch nur ein Weg zurückführt. Man kann sich also auf dem Weg zum Cap schon einmal ansehen, was man sich auf dem Rückweg antun wird ;)

Platz 5 Palma Stadt am Restday mit Bosc de Bellver

Wie oben schon erwartet zählen Palma Stadt und die Fahrt hoch zum Bosc de Bellver mit zu meinen absoluten Highlights auf Mallorca. Sportlich sollte man dafür allerding einen Restday einplanen, damit man ausreichend Zeit für die schöne Altstadt hat und den Blick auf die Stadt vom Hügel genießen kann. Immerhin braucht der Körper nicht nur Anstrengung, sondern auch Erholung und in solchen Momenten weiß man, warum man so viel Geld und Zeit für den Radsport investiert. Einfach herrlich!

Platz 4 Valdemossa

Um nach Valdemossa zu kommen muss man erst einmal ein bisschen strampeln, vorallem wenn man im Norden der Insel wohnt. Von Palma aus ist man relativ schnell in dem schönen Bergort, allerdings müssen auch hier einige Höhenmeter überwunden werden. Der direkte Weg führt über einen 5,5km und 5% steilen Anstieg direkt ins Herz des Örtchens. Da es aber besonders viel Spaß macht diesen Anstieg herunterzufahren, empfiehlt es sich nicht direkt nach Valdemossa zu fahren, sondern einen Schlenker über Esporles oder Deià zu machen.

Platz 3 Sa Calobra

 

Zu Sa Calobra gibt es wahrscheinlich nicht mehr viel zu sagen. Der wohl bekannteste Anstieg Mallorcas. 9,5km mit 7%, die es absolut in sich haben! Wer im Sommer auf Mallorca ist und diese legendären Anstieg mit dem Rad bezwingen möchte, der muss früh aufstehen um vor den Massen an Reisebussen vor Ort zu sein. Außerdem steht die Sonne voll auf den vielen Serpentinen, die sich bis zur Spitze des Coll dels Reis um den Berg winden. Im Winter sieht das ganze etwas besser aus. Warum habe ich Sa Calobra nicht auf Platz 1 gesetzt?! Weil ich es schade finde, dass es eine Sackgasse ist. Ihr fahrt also erst bis zum Meer runter um euch dann von unten wieder ganz hoch zu kämpfen. Die Abfahrt ist zwar auch klasse, allerdings sehe ich ungern zweimal am Tag die selbe Strecke ;) Ein weiterer Haken ist, dass ihr Sa Calobra sowohl von Alcudia, als auch Palma, nur über viele weitere vorgelagerte Höhenmeter erreicht. Ganz frisch könnt ihr also nicht hochsprinten ;)

Ich habe euch aber einen kleinen Ausschnitt der letzten Kilometer mitgebracht. Schaut doch mal rein:) :

Ich war leider schon relativ spät. Ein perfektes Beispiel wie es ist, wenn einem im Sommer so viele Busse entgegen kommen.

Platz 2 Orient

Orient?? Mag jetzt der ein oder andere denken, der Mallorca ein wenig kennt. Ja genau Orient. Der kleine Durchgangsort, der im Tal zwischen Bunyola und Alaro liegt. Wenn man in Bunyola nicht in Richtung Soller fährt sondern am Dorfplatz rechts hochfährt kommt man über einen sehr schönen Anstieg und eine traumhafte Abfahrt nach Orient. Der Ort mag mit Sicherheit nicht der Schönste Mallorcas zu sein, dennoch lohnt sich eine Pause im Café um im Anschluss locker nach Alaro weiterzurollen. Der Weg zwischen Bunyola und Orient ist ein echter Leckerbissen. Absolut empfehlenswert!

Platz 1 Soller, Fornalutx und Puig Major

Platz eins ist also nicht Sa Calobra, sondern mit Abstand der Weg von Soller über Fornalutx hoch zum Puig Major. Man kann sogar fast noch den Weg von Bunyola nach Soller dazu rechnen. Wunderschöne Serpentinstraßen und vorallem mit Soller und Fornalutx zwei wunderschöne Orte, die durch ihre Vielzahl an Fruchtbäumen beeindrucken! Der duft, der einem in die Nase steigt gepaart mit tollen Straßen und knackigen Anstiegen und dem tollen Ausblick vom Puig Major, ist mein absolutes top Highlight auf Mallorca!! Diesen Tour könnte ich täglich machen, wenn ich nicht wüsste, dass meine Beine das nicht mitmachen würden. Noch ein Tipp: Gerade in den Wintermonaten solltet ihr euch warm einpacken, bevor ihr durch den Tunnel an der Spitze des Puig Majors in Richtung Escorca fahrt. Hier ist es sau kalt und ich habe mir schon das ein oder andere Mal meine Finger abgefroren.

 

Nach meiner ausführlichen Dos Liste erwartet ihr mit Sicherheit auch ein paar Dont's aber mit fällt gerade keins ein.

Falls euch etwas einfällt und ihr Fragen und Anmerkungen zu meinen Erfahrungen mit Mallorca habt, dann schreibt es doch einfach in den Kommentaren. Ich freue mich über positives Feedback, aber auch über Verbesserungswünsche oder Kritik und natürlich über eure Fragen.

Ansonsten berichtet mir doch mal von euren Erfahrungen und schreibt mir, wenn ihr plant dort hinzufahren.