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Bis zum anderen Ende der Welte - Anreise Neuseeland

Bevor man im Paradies ist, muss man sich das auch verdienen. Europäer haben den längsten Weg bis ins Reich der vielen Naturwunder.

Mit 18.385 Kilometern Luftlinie, ist Deutschland, mit einigen anderen europäischen Ländern das von Neuseeland am weitesten entfernte Land. Was man nicht glauben kann, wenn man sich mal in seinem Bekanntenkreis umhört und fragt wer bisher in Neuseeland oder Australien gewesen ist. Auch bei euch werdet ihr den ein oder anderen finden, der schonmal dort gewesen ist. Es würde wohl nicht so sein, wenn Neuseeland nicht so unfassbar beeindruckend ist. Dazu kann ich noch nicht so viel sagen, aber ich glaube fest daran.

Start in Köln

Um 11 Uhr ging meine Reise am Sonntag den 29. Oktober in Köln los. Das Fahrrad war gepackt und konnte schnell im Auto verstaut werden.

Nach ca. 2 Stunden Anfahrt waren wir dann um 13 Uhr am Flughafen in Frankfurt und es ging dann erst einmal zum Wrapping. 14 € hat der Spaß gekostet, allerdings hat sich das Geld auf jeden Fall gelohnt. Die Jungs haben das wirklich super hinbekommen und so war mein wertvollstes Paket ziemlich sicher.

Nachteil war allerdings, dass der Karton dann zwei Kilo schwerer war und ich somit nicht mehr die 30 Kilo Maximalgewicht einhalten konnte. Doch der "freundliche" Mitarbeiter von Qatar beim Check in bemerkte es zum Glück nicht bzw. ignorierte es. Ansonsten sorgte der Typ eher für Unmut. Erst war er der Auffassung, dass ich nicht online eingecheckt hätte, den Beweis legte ich ihm dann vor und dann, dass ich maximal 90 Tage in Neuseeland sein dürfe. Das wiederum verunsicherte mich so sehr, dass ich sofort alles im Internet absuchte um herauszufinden, was ich denn machen würde, wenn ich nun doch ein Visum bräuchte.

In Neuseeland ist es nämlich so, dass man als Deutscher ein Visum benötigt, wenn man länger als drei Monate bleiben will. Ich habe allerdings alles extra so geplant, dass ich nicht länger als drei Monate bleibe. Von 90 Tagen hatte ich bisher nichts gelesen.

Das steigerte natürlich meine Unruhe und Nervosität und verhinderte, dass ich die letzten Minuten mit meiner Familie genießen konnte und der Abschied durch die Nervosität geprägt war. Als ich auf das Boarding wartete stellte sich dann heraus, dass es so war, wie ich auch vorher gelesen hatte. Es gelten 3 Monate und nicht 90 Tage. Das zumindest steht sowohl auf der NZ Website (https://www.newzealand.com/de/visas-and-immigration/), als auch in diversen Foren.

Auf nach Doha

Als einer der letzten Gäste stieg ich in den Flieger nach Doha. 6 Stunden Flug lagen vor mir, ehe ich in Qatar das Flugzeug wechselte. Ich hatte mir einen Sitzplatz am Fenster reserviert und freute mich auf einen deutlich komfortableren Flug, als dass man das in Europa auf den Kurzstrecken gewohnt ist. Aus meiner bisherigen Reiseerfahrung wusste ich, dass man bei den Langstreckenflügen deutlich mehr Beinfreiheit hat und das ist gerade für mich mit langen Beinen sehr wichtig. Doch ich wurde enttäuscht. Qatar hatte das Flugzeug von irgendeiner anderen Gesellschaft geliehen und die Beinfreiheit war wie wenn man von Köln nach Mallorca fliegt und in der Holzklasse sitzt. Naja ich überlebte es und die Vorfreude auf Neuseeland machte alle negativen Dinge ganz schnell wieder zu Nichte.

Geil geil geil...drei Monate Urlaub lagen vor mir und das in Neuseeland. Was für ein Traum. Das habe ich die ganze Zeit in meinem Kopf gehört. Was für ein Gefühl. So unwirklich und trotzdem so intensiv. Kurz machten sich Zweifel in mir breit. War das wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Würde ich drei Monate von zu Hause wegsein gut schaffen? Würde mir die Radreise Spaß bereiten? Ich hatte ein ungutes Gefühl alle Lieben zu Hause zurückgelassen zu haben. Doch schnell setzte sich die Vorfreude durch und der Flug nach Doha ging doch schneller vorbei als gedacht. Man wurde durch viele Lichter auf der Erde begrüßt. Es war mittlerweile mitten in der Nacht in Doha und neben den hunderten Schiffen, die vor der Küste lagen, schien alles in Doha voll beleuchtet zu sein. Ein riesiges Areal aus Industrie und Flughafen lag uns zu Füßen. Im Inneren des Flughafen glitzerte noch viel mehr und alles war großzügig ausgebaut. So viel Platz an einem Flughafen. Das wäre für Köln unvorstellbar.

In Doha hatte ich zwei Stunden Aufenthalt, ehe 16 weitere Stunden Flug vor mir lagen. Kurz ein Wasser holen (4,20€ 0,75l), bei den Liebsten melden und schon ging es schon wieder mit dem Boarding los.

Weiter nach Auckland

Diesmal war die Maschine deutlich komfortabler und auch der Service viel besser. Ich hatte zwar keinen Fensterplatz, aber meine Sitznachbarn waren freundlich und zuvorkommend. Zur Linken ein Italiener, der sehr gut englisch sprach. Könnte also ein Neuseeländer gewesen sein. Er war ziemlich tättoviert, suchte die Koversation nicht, bot mir aber mehrmals seine übrigebliebenen Cookies und Muffins an. Er war wohl der Auffassung, ich könnte es gebrauchen.

Zu meiner Rechten saß ein etwas dicklicher Neuseeländer mit Libanesischer Herkunft. Er war sofort offen für ein Gespräch und wir kamen ins Plaudern. In erster Linie ging es aber um Ihn. Gefühlt war er schon überall auf der Welt gewesen und hatte in Europa schon mehr gesehen, als ich wohl je sehen werde. So kamen zumindest seine Erzählungen von West und Ost Berlin, Ungarn, Polen, Frankreich, England etc. rüber. Wie sich nachher herausstellte verkauft er in Auckland Autos, auch für Backpacker, die gerne für wenig Geld ein Auto kaufen und es nachher wieder verkaufen. Er betonte mehrmals, dass er Autos für unter tausend Dollar anbietet, aber ich ja kein Auto bräuchte, wenn ich mit dem Rad unterwegs sei. Insgeheim war ich froh, dass ich direkt gesagt hatte, dass ich mit dem Rad fahre, sonst hätten wir wohl 16 Stunden Verkaufsgespräche geführt. Doch neben dem netten Gespräch holte ich mir auch einige Tipps von ihm, was ich auf jeden Fall in Neuseeland machen solle, wo ich Geld sparen könne etc. Zum Abschied machte er dann noch ein Selfie mit mir. Sehr lustig der Omar.

Der Flug zog sich und nach einigen Stunden Schlaf schmerzten so langsam auch meine Beine. Die recht Wade machte mir wirklich Probleme und ich hatte die Befürchtung, dass sich das auf das Radfahren auswirken könnte. Schlafen, essen, Filme gucken, essen, schlafen, Filme gucken usw. 16 Stunden sind wirklich nicht gerade mal eben vorbei und ich empfand den Flug als sehr lang.

Endlich da - Auckland am Morgen

Yeah um kurz nach 5 Uhr morgens landeten wir in Auckland. Ich war also nach 25 Stunden Flug und Umsteigen angekommen. Wenn man die Anreise nach Frankfurt mitrechnet, dann war ich 30 Stunden von Haustür bis Flughafen unterwegs gewesen.

Nach dem Aussteigen ging es erst einmal zur Passport Kontrolle. Alles nicht so wild wie in den USA. In Neuseeland darf man als Deutscher direkt zum elektronischen Check-in und somit braucht man keine langen Fragen beantworten, was man im Land macht, was man beruflich macht etc. Passport scannen, drei Fragen zur Dauer des Aufnethalts, Rückflugticket und ob man schon im Gefängnis gesessen hat. Mehr Infos brauchte man nicht geben und auch hier wurde nach den drei Monaten gefragt und nicht nach 90 Tagen. Somit war ich drin - Welcome to New Zealand - YEAH

Jetzt musste nur auch noch mein Fahrrad heile angekommen sein und ich musste mit Gepäck noch durch die Sicherheitskontrolle.

Schnell wurde mein Rad zum Übergepäck transportiert und ich konnte es auf meinen Wagen laden. Auch in Neuseeland gaffen einen alle Leute an, warum man denn so einen riesigen Koffer/Karton dabei hat. In Frankfurt war es auch wieder extrem, aber ich ignoriere das mittlerweile.

So auf zur Einreisekontrolle für das Gepäck. Die letzte Hürde stand mir bevor und nachdem man im Flieger schon ausfüllen musste, wer man ist, warum man einreist, was man so mitnimmt und darauf hingewiesen wurde, dass man, bei nicht vollständiger Angabe, bis zu 400 Dollar Strafe zahlen müsse, war ich ein bisschen nervös, dass alles glatt laufen würde.

Ich durfte mit dem riesigen Karton an der Schlange vorbeirollen und so kam ich direkt zum Schalter eines freundlichen Officers. Er ging mit mir den zuvor im Flieger ausgefüllten Zettel durch und stellte mir noch ein paar Fragen, deren Antworten er sich notierte. Dann schickte er mich weiter zum nächsten Schalter, wo dann ein noch freundlicherer Officer meinen Fahrrad und meine Radschuhe kontrollieren wollte. Er öffnete vorsichtig den Karton und war begeistert wie Sauber das Fahrrad sei. Er entschuldigte sich mehrfach, dass er den Karton öffnen müsse und dafür, dass er die Radschuhe doch noch einmal dekonterminieren wolle. Nach zwei Minuten, in denen ich mit neuseeländischem Klebeband den Radkarton wieder geschlossen hatte, kam er mit einer Tüte, in der sich nun meine Schuhe befanden wieder und bedankte sich noch einmal, dass das Rad so sauber sei.

Dann wurde alles noch einmal gescannt und schon war ich durch. Mein erster Eindruck von den Kiwis war also sehr positiv. Ich kann gut verstehen, dass sie versuchen möglichst alle Bakterien, Tiere etc. aus ihrem Land zu halten und so Plagen zu verhindern. Da nimmt man sich doch gerne die Zeit sich kontrollieren zu lassen. Ich wäre wohl der Letzte, der kein Verständnis dafür hat, wenn man seine Natur erhalten möchte. Mein Libanesischer Kiwi sprach eher von Geldmacherei, allerdings sind die Kontrollen, wie fast alles, immer eine zweiseitige Geschichte. Wenn man zahlen muss, dann hat man wohl weniger Verständnis und somit verließ ich den Flughafen in Auckland mit einem positiven Gefühl.

Wie es am ersten Tag bei mir lief und wie die Reise weiter geht lest ihr auf den folgenden Blogbeiträgen.

Radsportliche Grüße

Healthy Roadbike